Wirkung von Service Learning

Mehr als Lehr- und Lernprozesse – Gastkommentar von Karl-Heinz Gerholz
Karl-Heinz Gerholz ist Professor für Wirtschaftspädagogik an der Universität Bamberg. Er arbeitete als Experte für Service Learning und Educational Management im Projekt „Campus und Gemeinwesen“
Studierende
Service Learning verbindet curriculare Ansprüche eines Studienganges mit zivilgesellschaftlichen Herausforderungen – häufig auch als gemeinnützige Tätigkeiten umschrieben. Neben der fachlich-methodischen Kompetenzentwicklung soll ein Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung geleistet werden - es geht um die Sensibilisierung der Studierenden für zivilgesellschaftliche Werte. Empirische Befunde zur Wirksamkeit auf die Kompetenzentwicklung der Studierenden liegen vor allem aus dem US-amerikanischen Raum vor. Meta-Analysen belegen Wirkungen unter anderem im Bereich der Problemlösefähigkeiten, kognitiven Entwicklung und bei personalen Einsichten. Im deutschsprachigen Raum zeigen Einzelstudien: Eine Förderung der Selbstwirksamkeit für das eigene Handeln kann gelingen, wenngleich die Sensibilisierung für zivilgesellschaftliche Wertefragen anscheinend nicht immer möglich ist. Es liegt den Studien kein einheitliches Kompetenzverständnis zugrunde, was die Vergleichbarkeit erschwert. Weiterhin wird die didaktische Gestaltung der untersuchten Service Learning-Veranstaltungen häufig nur unzureichend berücksichtigt. Dies ist elementar, da die Vieldimensionalität von didaktischen Situationen bei der Beschreibung der Wirkung zu berücksichtigen ist
Organisation
Service Learning stammt aus dem US-amerikanischen Raum, in welchem Bildungsprozesse traditionell mit einer ‚Community-Orientierung’ verbunden werden. Dabei lässt sich Service Learning als ein Konzept im Bereich des Civic Engagement-Diskurses einordnen. Im Mittelpunkt steht hierbei der Aspekt der gesellschaftlichen Öffnung von Hochschulen gegenüber der Kommune, und welchen Beitrag diese zur Entwicklung der Zivilgesellschaft leisten können. Strukturen und Prozesse innerhalb der Hochschulen entstehen, die über die Lehre hinaus den Beitrag der Hochschule zur regionalen Entwicklung systematisieren, zum Beispiel Mission Statements, Beauftrage für Fragestellungen der Kommune, Community Engagement-Projekte etc. Die Wirkung auf die Organisation hängt von Tradition und Fachkulturen ab. Daher gilt es, in den nächsten Jahren Wege zu finden, das Konzept des Civic Engagements für den deutschsprachigen Raum fruchtbar zu machen, an hiesige Traditionen anzuknüpfen und darüber auch die Wirkung auf die Organisation Hochschule – zum Beispiel aus organisationssoziologischer Sicht – wissenschaftlich zu erfassen.
Kommune
Beim Service Learning kommt die Zivilgesellschaft neben der Hochschule als weiterer Lernort hinzu. Daher ist die Wirkung von Service Learning nicht auf die Kompetenzentwicklung von Studierenden und die Hochschulentwicklung begrenzt, sondern es geht auch um die Frage, welcher Mehrwert durch Formen wie Service Learning für die Gemeinschaft entsteht. Konkret gemeint sind die Praxispartner im Service Learning oder Kooperationspartner bei Civic Engagement-Aktivitäten, die Akteure aus dem kommunalen, gemeinnützigen oder kulturellen Bereich sein können. Die Forschung zu diesem Bereich entsteht erst. Hierbei wird deutlich, dass der Mehrwert von Service Learning über die Lehr-Lernprozessebene hinausgeht.