Weitreichende Querschnittsaufgabe

Prof. Dr. Ulrich Radtke © Universität Duisburg-Essen

Transfer ist keine dritte Mission

Interview mit Prof. Dr. Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen und HRK-Vizepräsident für Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft

Inwiefern bereichert der Transfer Forschung und Lehre?

Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft ist eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, die sie bereits vielfach erfüllen. Impulse dazu können von beiden Seiten ausgehen; es findet eine direkte Interaktion zwischen Hochschule und Gesellschaft statt. Immer häufiger wird das mit „Third Mission“ beschrieben, aber dieser Terminus vermittelt ein verzerrtes Bild: Schließlich handelt es sich nicht um eine eigenständige, „dritte“ Mission der Hochschulen neben Forschung und Lehre. Es ist eher eine Querschnittsaufgabe, die auf den ersten beiden Aufgaben beruht.

Die Vorteile sind vielfältig: Kooperationen unter Beteiligung sozialer Akteure oder die Erforschung großer gesellschaftlicher Herausforderungen bieten neue Blickwinkel und tragen dazu bei, das Potential von Wissenschaft noch besser in das öffentliche Bewusstsein zu transportieren. In der Lehre wiederum können Lernprozesse anschaulicher gestaltet werden.

Welche Rahmenbedingungen brauchen Hochschulen, um diesen Transfer erfolgreich zu realisieren?

Eine angemessene finanzielle Ausstattung muss die Funktionalität und Leistungsfähigkeit der Hochschulen gewährleisten, zudem muss die Verwirklichung der grundgesetzlich festgeschriebenen Wissenschaftsfreiheit gegeben sein. Erst dann kann über dauerhafte und additive Transfer-Aktivitäten nachgedacht werden. Dafür gilt: Jeder Hochschule muss es möglich sein, Transfer auf eigene Weise zu vollziehen, passend zum Profil, zur Größe und zur Situation in der Region.

Welchen Stellenwert hat UNIAKTIV, das Zentrum für gesellschaftliches Lernen und soziale Verantwortung an der UDE?

UNIAKTIV ist an unserer Universität ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Community-Outreach-Aktivitäten. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht das Service Learning. Dabei realisieren Studierende im Rahmen eines Seminars Projekte, etwa mit Schulen oder sozialen Einrichtungen, zum beiderseitigen Nutzen. Diese Ausrichtung passt hervorragend zum Ruhrgebiet und dessen Spezifika – etwa einer besonderen bildungsbiografischen Heterogenität. Ich bin stolz, dass UNIAKTIV sich zu einem der bundesweit sichtbaren Akteure entwickelt hat – und unter anderem als Ort des Fortschritts ausgezeichnet wurde.