Transfer ist keine Einbahnstraße

Seit 2011 ist Service Learning an der Universität Kassel Bestandteil der Transferstrategie
Von der Antragsstellung bis zur Umsetzung – die Universität Kassel zeigt, wie Hochschule und Zivilgesellschaft auf Augenhöhe kooperieren. Die Koordination des Service Learning über die Transferstelle gibt Lehrenden und gemeinnützigen Organisationen eine zentrale Anlaufstelle.
Als der Stifterverband 2011 das Programm „Mehr als Forschung und Lehre“ startete, traf die Ausschreibung an der Universität Kassel ins Schwarze. „Zu der Zeit gab es unsere Transferstelle UniKasselTransfer zwar schon, aber wir kooperierten hauptsächlich mit der Wirtschaft“, sagt der frühere Leiter der Transferstelle und heutige Kanzler der Universität Kassel Dr. Oliver Fromm. „Bei der Zivilgesellschaft sahen wir noch Handlungsbedarf.“
Gemeinsam mit Harold Becker, ehemaliger Geschäftsführer der Regionalgeschäftsstelle des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Hessen, entwickelte er ein Konzept für die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Zivilgesellschaft und beteiligte sich an der Ausschreibung. Der Impuls zum Service Learning kam von Harold Becker, der die Idee aus den USA mitbrachte. Die enge Verflechtung beider Seiten von Anfang an macht Hochschule und Zivilgesellschaft zu gleichberechtigten Partnern.
Transfer erweitern
Als Hochschule mit breitem Fächerspektrum will die Universität Kassel alle gesellschaftlich relevanten Partner in den Blick nehmen. Fromm und Becker sind sich einig, dass die Wissenschaft die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimaschutz oder demografischen Wandel nur transdisziplinär lösen kann. Gesellschaftliche Gruppen, Verwaltung, Sozialverbände, Politik, Bürgerinitiativen und Wissenschaft kommen gemeinsam auf komplexere Antworten als jeweils allein.
„Ein Lehrformat wie das Service Learning muss institutionell verankert werden“, betont Oliver Fromm. „Die inhaltliche Arbeit wird zwar von den Lehrenden getragen, aber die Unterstützung von UniKasselTransfer ist wichtig.“ So bieten etwa 25 Service Learning-Seminare pro Semester 500 Studierenden die Möglichkeit, sich einzubringen. Alle Seminare erfüllen dabei drei Voraussetzungen: Sie müssen Bestandteil des Curriculums sein, einen tatsächlichen gesellschaftlichen Bedarf bearbeiten und die Studierenden in direkten Kontakt mit der sozialen Realität bringen.
Service Learning bereichert dabei nicht nur die Lehre, sondern bringt wertvolle Impulse für die Forschung in der Universität. „Durch die Verankerung in unserer Transferstelle besteht in allen Fachbereichen, auch in den Sozial- und Geisteswissenschaften, eine große Akzeptanz für solche Projekte – so haben wir eine starke Basis für künftige transdisziplinäre Transfervorhaben geschaffen“, so Oliver Fromm.